Dein Pferd verweigert Mineralfutter: Dauerhaft oder für kurze Zeit?
Mein Pferd frisst sein Mineralfutter nicht – was kann ich tun?
Akzeptanzprobleme bei seinem Pferd kennt wohl jeder, der einmal versucht hat, seinem Pferd etwas Ungeliebtes schmackhaft zu machen. Dabei kommt es jedoch darauf an, ob die Gabe dauerhaft, kurweise oder nur für einen begrenzten Zeitraum erfolgen soll.
Außerdem gibt es unterschiedliche Pferdetypen – von der Biotonne bis zum Totalverweigerer
Wenn dein Pferd dauerhaft sein Mineralfutter verweigert, werden alle Tipps und Tricks langfristig nicht weiterhelfen. Hier hilft häufig nur der Umstieg auf ein anderes Mineralfutter. Das sollte jedoch zum Bedarf des Pferdes passen und außerdem die für dich und dein Pferd geeignete Form (Pellets, Pulver, Flüssig, Cobs oder Bricks) haben.
Du möchtest getreide- oder melassefrei füttern? Auch hier hilft dir unsere kostenfreie Datenbank weiter.
Tipps für die Fütterung von Mineralfutter – nach Pferdetyp
PFERDE-TYP 1
Die Biotonne
Dieses Pferd frisst einfach ALLES – wahrscheinlich würde es dir sogar dein Käsebrötchen klauen…
Hier gib es kein Akzeptanzproblem. Mineralfutter, Zusatzfutter, Pulver oder Pellets – egal, einfach unter das vorhandene Futter mischen.
Dieser Pferdetyp ist häufig zu dick, weil Fressen nun mal seine Lieblingsbeschäftigung ist und er gefühlt schon beim Heu ansehen zunimmt. Wenn also kein Kraftfutter gefüttert wird, können Mineralfutter als Cobs, Bricks oder Riegel aus der Hand gefüttert werden. Zusatzfutter oder Medikamente werden mit einer Handvoll energiearmem Futter vermischt,
Aber Vorsicht, braucht dieser Typ mal bittere Medikamente oder bläst einfach mal in seinen Trog und verteilt das teure Pulver an der Boxenwand, mutiert er mitunter zum Typ 2.
PFERDE-TYP 2
Der Vorsichtige
Dieser Pferdetyp ist eher skeptisch. Pulver übers Futter – wird weggeblasen. Pellets dazu – werden aussortiert.
Dabei geht es weniger um den Geschmack, mehr um das „Ungewohnte“. Hier fällt das Untermogeln noch vergleichsweise leicht:
Verschwinden Pulver oder Pellets in einem Brei, ist die Akzeptanz meist da. Also Futter anfeuchten oder zur Gabe eine kleine Portion Mash zubereiten. Mash muss dabei auch nicht unbedingt gehaltvoll sein – wer sein Pferd ohne zusätzliche Energie mit Mineral- oder Zusatzfutter oder auch Medikamenten versorgen möchte, kann auf diverse faserreiche, energiearme Futtermittel zurückgreifen. Angefangen bei Heucobs und Grünhafer über Luzerne- und Esparsettefasern oder -Pellets (Vorsicht Eiweiß!) bis hin zu speziellen Futtersorten, die auch für Pferde „auf Diät“ geeignet sind. Schau dazu einfach in unsere Datenbank und sortiere die Futtermittel nach der Eignung „Diät“.
Dein Pferd hat ein absolutes Lieblingsfutter? Dann füttere es nicht „einfach so“, sondern nutze diese Vorliebe, wenn wirklich einmal kurweise ein Zusatzfutter oder für einige Tage ein Medikament gegeben werden muss.
Anfeuchten und Lieblingsfutter funktionieren nicht? Dann hast du wahrscheinlich ein Pferd vom Typ 3.
PFERDE-TYP 3
Der Feinschmecker
Dieses Pferd verursacht die meisten Fragen zu diesem Thema. Wie lässt sich das Feinschmecker-Pferd mit Mineralfutter füttern? Da muss schon eine besondere Zubereitung her, damit alles auch sicher im Pferd landet. So mutieren Pferdebesitzer abendlich zu Köchen, wenn es gilt, die Mogelpackung zuzubereiten.
Häufig genannte Rezepte: Alles, was süss ist, also Zucker enthält wie z.B.
- Äpfel, Bananen, weitere Obstsorten oder Möhren wahlweise als Brei, Saft, gerieben oder ausgehöhlt
- Rübenkraut, Honig, Malzbier, melassierter Hafer oder melassierte Müslis
Das Problem dabei ist, dass Pferde durch die Fütterung oft schon vom Fohlenalter an an „süss“ gewöhnt sind, angefangen bei Leckerlies über Möhren und Äpfel bis hin zu Mischfuttern, denen zum Binden oder als Geschmacksverstärker Melasse oder Traubenzucker zugegeben wurde.
Für diese Pferde ist süss also nichts Besonderes mehr. Außerdem sind es häufig übergewichtige Pferde, oder Pferde, die durch Übergewicht bereits erkrankt sind, die Zusatzgaben von Mineralfutter verweigern.
Hier gibt es folgende Alternativen:
- Mineralfutter als Cobs, Riegel oder Bricks aus der Hand füttern. Mit dem richtigen Präparat ist damit die Grundversorgung gewährleistet. Da das Mineralfutter als Leckerlie getarnt daher kommt, steigt die Akzeptanz.
- Auf „anderen“ Geschmack setzen. Auch wenn es auf den ersten Blick merkwürdig erscheint – viele Pferde fressen Zusatzfutter und/oder Medikamente in einem salzigen Brei. Wenn süss nicht mehr attraktiv ist, warum dann nicht mal das Gegenteil ausprobieren? Also: Salzleckstein entfernen und das Mash mit Salz schmackhaft machen
- Alternativ zu Salz können auch Kräuter zum Einsatz kommen. Deren intensiver Geruch und Geschmack überdecken abgelehnte Komponenten recht häufig. Es können also Kräutertees zur Mashzubereitung genutzt werden oder ihr versucht eine kleine Menge der diversen Kräutermüslis zum Untermischen.
- Manche Pferde stehen auf Pfefferminz! Frische Minze, Pfefferminztee oder einige Tropfen Pfefferminzöl sind ebenfalls eine gute Tarnung.
- Gewürze – einfach mal ausprobieren. Ich persönlich habe bei meinem Feinschmecker gute Erfahrungen mit einer kleinen Menge Spekulatiusgewürz gemacht. Warum also nicht auch mal Anis, Kreuzkümmel, Curcuma oder andere Gewürze ausprobieren? Natürlich in kleinen Mengen – schon eine Messerspitze verändert Geruch und Geschmack des Mash.
Keiner der Tricks funktioniert? Dann hast du wahrscheinlich ein Pferd vom Typ 4
PFERDE-TYP 4
Der Totalverweigerer
Hier ist Hopfen und Malz verloren – freiwillig frisst dieser Pferdetyp gar nichts, was auch nur ansatzweise anders ist, als das gewohnte Futter. Eingeweicht? Igitt!
Riecht anders? Bloß nicht!
Aus der Hand fressen? Könnte giftig sein…
Zuerst einmal sollte also ein Mineralfutter gesucht werden, was dem Pferd auch schmeckt. Dabei ist es egal, wieviele Proben man bei den Herstellern anfordert oder vom Stallkollegen probieren kann – irgendwann gibt es eine Sorte, die zumindest die Grundversorgung sicher stellt.
Dabei gilt wie so oft:
Nicht die Geduld verlieren und mit ganz kleinen Mengen anfangen, also langsam einschleichen.
Und wenn gar nichts hilft? Dann muss man wohl oder übel auf eine Maulspritze zurückgreifen und das Pferd damit „zwangsernähren“.
Ist nicht schön, aber gerade bei absolut notwendigen Gaben manchmal unverzichtbar.
Wurmkuren werden so auch verabreicht – deshalb kennt das Pferd das Prozedere schon.
Schwierig wird es, wenn Pferde – eben weil sie Wurmkuren kennen – den Kopf hochnehmen. Wer möchte schon allabendlich einen Kampf mit seinem Pferd austragen? Es lohnt sich deshalb, Pferde an die orale Gabe zu gewöhnen.
- Dazu die Spritze mit Apfelsaft füllen, Honig oder Apfelmus an die Spitze schmieren und jeden Lippen- oder Zungenkontakt ausgiebig belohnen.
- Ist das Pferd an die Spritze gewöhnt, Zusatzpräparate oder Medikamente in Apfel- oder Möhrensaft, Kräutertee oder Malzbier auflösen und verabreichen.
- Zu flüssig? Pferd spuckt alles aus? Dann Apfelmus oder andere „Pasten“ verdünnen und den klebrigen Brei per Spritze geben, das haftet besser im Maul und kann nicht so leicht ausgespuckt werden. Auch dickflüssige Schmelzflocken „mit Geschmack“ sind geeignet.
- In jedem Fall sollte nur eine für Pferde geeignete Maulspritze mit abgerundeten Kanten zum Einsatz kommen, um Verletzungen zu vermeiden.