winterfütterung

Winterfütterung in der Pferdevorschule

Nach dem drit­ten Sommer auf der Weide ist Tony nun vom Kindergarten in die Vorschule umge­zo­gen. Er ist jetzt 32 Monate alt, hat die Sommerweide für Jungpferde ver­las­sen und steht nun in einer Box.

Selbstverständlich ist auch dabei täg­li­cher frei­er Auslauf gewähr­leis­tet. Die Fütterung kann jedoch in der Box indi­vi­du­el­ler gestal­tet und über­wacht wer­den. Und das ist gera­de in die­ser Phase wichtig.

Pferdevorschule und neue Leitlinien –

(hier nach­le­sen Seite 19)

Viele von euch haben die Diskussion um Tierschutz und Pferdesport, ins­be­son­de­re um den Zeitpunkt, ab dem ein jun­ges Pferd gear­bei­tet wer­den darf, ver­folgt. Ich habe mich unab­hän­gig davon immer am tat­säch­li­chen Entwicklungszustand mei­ner Pferde orientiert. 

Im Alter von zwei Jahren gibt es ein Zeitfenster, in dem man die Entwicklung eines Jungpferdes gut ein­schät­zen kann:

 
Status nach 24 Monaten erheben

Allgemeiner Entwicklungszustand

Hier gibt es immer wie­der gene­tisch beding­te Unterschiede. Von den 21-25 Monaten alten Hengsten der Gruppe, die gleich gehal­ten und gefüt­tert wur­den, wur­de ein Teil in die Körungsvorbereitung gege­ben, ande­re blie­ben auf der Weide. Insbesondere die hoch im Blut ste­hen­den Pferde waren optisch wei­ter in ihrer Entwicklung, obwohl man doch gera­de den Halbblütern eine gewis­se Spätreife nachsagt. 

Tony war zwar gut gewach­sen, war ange­nehm im Umgang und zeig­te immer noch die tol­len Bewegungen, wegen derer ich ihn 2019 erstei­gert hatte.

ABER  – er war noch ein Baby und wirk­te auch so. Hier ein Bild vom 16.3.2021, 1 Woche vor sei­nem 2. Geburtstag.

jungpferd

Skelett Entwicklung

Tony wur­de im Alter von 24 Monaten geröntgt. Diese Aufnahmen beant­wor­ten wich­ti­ge Fragen:

Sind die Wachstumsfugen im Vorderfuß-Wurzelgelenk geschlossen?

Wenn nein, braucht das Pferd noch einen wei­te­ren Sommer auf der Weide. Jedes frü­he­re Anarbeiten (selbst auf nied­rigs­tem Niveau) birgt das Risiko, dass das Skelett sich nicht nor­mal ent­wi­ckeln kann, das Pferd schon sehr früh „auf den Knochen“ nicht hält und eine gera­de begon­ne­ne Sportlerkarriere been­det wer­den muss. Beispiele dafür gibt es viele….

Gibt es ope­ra­ti­ons­pflich­ti­ge Chips?

Wenn ja, dann kön­nen die­se direkt zu Beginn des 3. Lebensjahres ope­riert wer­den. Danach ist eine lan­ge Rehaphase auf der Sommerweide möglich.

Wenn es eine AKU wäre….

zeig­te die Statuserhebung in die­sem Alter, ob es sich über­haupt „lohnt“ eine kos­ten­in­ten­si­ve Ausbildung als Reitpferd anzustreben,

Auf den Röntgenbildern  von Tony war klar zu erken­nen, dass die Wachstumsfugen noch nicht aus­rei­chend geschlos­sen sind. Ansonsten: Hufe und Gelenke top!

Wachstumsfugen

Also - zurück auf die Weide bis zum Saisonende 

Keine Chips, nichts, was gegen eine Ausbildung als Reitpferd sprach. Er brauch­te nur ein­fach noch Zeit. Die habe ich ihm ger­ne gegeben. 

Entscheidungen und Anforderungen
zu Beginn der Arbeits-Phase

Kastration ja oder nein?

Hier spie­len meh­re­re Überlegungen eine Rolle:

Wie weit ist der Junghengst in sei­ner sexu­el­len Entwicklung? Tony weiß noch gar nicht, dass es zwei­er­lei Sorten von Fahrrädern gibt, er ist abso­lut nicht hengs­tig, und ihm fehlt aktu­ell noch jeg­li­cher Hengstausdruck. Die Hoden sind gera­de erst abgestiegen.

Also gebe ich die­ser Entwicklung eben­falls noch Zeit. Er wird mit Fortschreiten der hor­mo­nel­len Entwicklung aus­le­gen und an Ausdruck gewin­nen. Außerdem kann er sei­ne Energie ohne Kastration nicht direkt kom­plett in das Wachstum ste­cken. Er ist näm­lich bereits 166 cm groß, und wür­de bei einer frü­hen Kastration vor­aus­sicht­lich einen Schub im Größenwachstum haben.

Voraussetzung für eine sol­che Entscheidung ist aller­dings immer, dass auch einem Junghengst art­ge­rech­te Haltung ermög­licht wer­den kann. Das ist aber in einem auf Hengsthaltung spe­zia­li­sier­ten Stall kein Problem. Im Pensionsstall sähe das oft ganz anders aus…

Dass die Kastration im Stall in einem frü­hen Stadium der Entwicklung weni­ger kos­ten­in­ten­siv ist, als eine Kastration unter Vollnarkose zu einem spä­te­ren Zeitpunkt in einer Klinik, ist klar. Dafür ist man dann eben ver­si­chert oder nicht.

Last, but not least: EIne Kastration ist irrever­si­bel. Wenn Tony als Verkaufspferd Interesse weckt, dann kann der künf­ti­ge Besitzer die Entscheidung tref­fen, ob er Hengst blei­ben soll oder nicht.

Solange sich im Umgang also kei­ne Probleme erge­ben, bleibt er Hengst.

Gesundheits-Check und Zahnkontrolle

Natürlich steht ein kur­zer Gesundheitscheck an, wenn Jungpferde auf­ge­stallt wer­den. Besonders wich­tig ist mir jedoch der Zahnstatus zu Beginn der Ausbildung. Wer sein Pferd nicht erst mit 5 Jahren und voll­stän­di­gem Erwachsenengebiss in Ausbildung gibt, weiß, dass die Gewöhnung an das Gebiss in die doch recht lan­ge Phase des Zahnwechsels fällt.

Eine Kontrolle und viel­leicht auch eine Korrektur gewähr­leis­ten, dass dem jun­gen Pferd kei­ne Rittigkeitsprobleme nach­ge­sagt wer­den, wenn es zu Beginn der Ausbildung auf dem Gebiß „rum­mault“ oder gene­rell unleid­lich ist. Wenn Konklusion der Zähne, Sitz der Milchkappen und Wolfszähne kon­trol­liert wer­den, erspart man sei­nem Youngster erheb­li­che Schmerzen und sich (oder dem Ausbilder) Stress.

Bei Tony muss­ten die Wolfszähne ent­fernt wer­den. Klein aber oho – die machen näm­lich mäch­tig Probleme beim Anreiten, weil genau dort das Gebiß auf­liegt und damit Druckschmerzen verursacht.

Außerdem hat die auf Zahnbehandlung spe­zia­li­sier­te Tierärztin  Dr. Wiebke Wulff eine lose Zahnkappe ent­fernt, klei­ne­re Haken geras­pelt und die Schneidezähne leicht gekürzt. 

So ist neben einer schmerz­frei­en Futteraufnahme auch die Gewöhnung an ein Gebiss pro­blem­los möglich.

Fütterung und Rationsgestaltung

Was hat sich verändert?

Nun – zuerst ein­mal das Pferd selbst: Er ist grö­ßer und schwe­rer gewor­den. Anfang November kam er mit leich­tem Untergewicht von der Ganztagsweide. Er hat­te einen ordent­li­chen Wachstumsschub hin­ter sich, es war bereits naß­kalt, er war nicht ein­ge­deckt, dazu kam der Fellwechsel.Es wur­de also Zeit…

Geringfügiges Untergewicht – gera­de in der Aufzucht – ist mir jedoch ten­den­zi­ell „lie­ber“ als Übergewicht…

Die Haltungsform: Raus aus der Gruppe, hin­ein in eine Box, wenn auch mit Pferdekontakt nach allen Seiten, dazu kein Weidegang mehr, jedoch Bewegung auf dem Paddock.

Stressfak­tor: Diese Umstellung bedeu­tet Stress, somit erhöh­ten Bedarf an Energie, Mineralstoffen und Spurenelementen

Arbeit: Führmaschine, Freilaufen, ers­te Gymnastiksprünge – alles in allem nur gering­fü­gi­ge Arbeit ohne Reiter, aber auch die muss ener­ge­tisch abge­deckt werden.

So sieht also jetzt der Steckbrief von Tony aus:

Ansprüche an die Fütterung

Diese soll­te bedarfs­ge­recht, art­ge­recht und leis­tungs­ge­recht sein, also reich­lich Heu – Grundlage der art­ge­rech­ten Fütterung.

Ausreichende Versorgung mit hoch­wer­ti­gen Aminosäuren – Tony erbringt Leistung in Form von Wachstum UND Arbeit. Was an prae­cae­cal ver­dau­li­chem Eiweiß durch Heu und Kraftfutter nicht zu decken ist, wird hier alter­na­tiv zu den klas­si­schen Eiweißträgern Sojaschrot, Kartoffeleiweiß oder Luzerne durch ein rei­nes Aminosäurenpräparat ersetzt.

Bedarfsgerechte Versorgung mit Mikro-Nährstoffen wird durch ein Mineralfutter mit Eignung „Aufzucht“ gewährleistet.

Kalkulierbarer Gehalt an Zucker und Stärke. Gerade in der Umstellung von Weide- auf Winterfütterung ist der Verdauungstrakt stark belas­tet. Ein Zuviel an Stärke und Zucker muss also ver­mie­den werden.

Wenn man also weiß, wie viel Zucker und Stärke in der Gesamtration ent­hal­ten ist, wird klar, auf wie vie­le klei­ne Portionen am Tag Getreide und Kraftfutter ver­teilt wer­den müssen. 

Wer dazu mehr wis­sen möch­te, fin­det hier Informatinen zu Zucker und Stärke.

 

Deshalb habe ich nur Futtermittel aus unse­rer kos­ten­lo­sen Datenbank aus­ge­wählt, bei denen der Zucker- und Stärkegehalt bekannt oder vom Hersteller dekla­riert ist.

Hier also die aus­ge­wähl­ten Futtermittel, wobei ich aus Neutralitätsgründen die Namen der Hersteller unkennt­lich gemacht habe.

Die Mengen sind bereits von Opti-Ration optimiert.

Das ist das Ziel – Alles im grü­nen Bereich

Das ist das Ziel:

Soll-Werte auf Basis der Eigenschaften des Pferdes ermit­teln, Ration erstel­len, Ration ana­ly­sie­ren und opti­mie­ren – online in weni­gen Minuten.

Unabhängig, wis­sen­schaft­lich aktu­ell, indi­vi­du­ell für jedes Pferd mit jedem Futter.

Komplettübersicht als PDF

Und so sieht das Ganze als PDF aus: Klick zum Vergrößern
 
Komplette Übersicht mit:
  • Steckbrief des Pferdes
  • SOLL- und IST-Werten
  • Futtermitteln und Menge
  • Zucker- und Stärkegehalt der Ration
  • täg­li­chen Kosten (Falls die Preise für die Futtermittel ein­ge­ge­ben wurden)

Ich möchte eine individuelle Ration für mein Pferd berechnen